Die Göttliche Gnade (teil 1 von 3): Gott der Barmherzige, der Erbarmer


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Wenn jemand gefragt würde: “Wer ist dein Gott?”  Dann lautet die Antwort eines Muslim: “Der Barmherzige, der Erbarmer.”  Den islamischen Quellen entsprechend haben die Propheten, wenn sie von Gottes Gericht sprachen, auch Seine Gnade betont.  Im Buch der Muslime bezeichnet sich Gott Selbst als:

“Er ist Gott, außer Dem es keinen Gott gibt, der Kenner des Verborgenen und des Offenbaren.  Er ist der Barmherzige, der Erbarmer.” (Quran 59:22)

In der Sprache der Muslime sind ar-Rahman und al-Rahiem persönliche Namen des Lebenden Gottes.  Beide sind von dem Nomen rahmah abgeleitet, das “Gnade”, “Mitgefühl” und “liebende Zuneigung” bedeutet.  Ar-Rahman beschreibt Gottes persönliche Eigenschaft als Der Barmherzige, während ar-Rahiem Seine Barmherzigkeit in Seinen Taten beschreibt, die Er Seinen Geschöpfen angedeihen läßt, ein feiner Unterschied, der aber Seine allumfassende Gnade zeigt.


“Sag: Ruft Gott oder ruft den Barmherzigen (ar-Rahman), welchen ihr auch ruft, Sein sind die schönsten Namen.’” (Quran 17:110)

 


Diese beiden Namen gehören zu den am häufigsten verwendeten Namen Gottes im Quran: ar-Rahman wird 57 mal zitiert und ar-Rahiem wird doppelt so häufig zitiert (114 mal).[1]  Um den weiteren Sinn der Liebenden Zuneigung zu vermitteln, sagte der Prophet:

“Tatsächlich, Gott ist gütig und liebt Güte.  Er gewährt mit Güte, was Er nicht mit Schärfe nicht gewährt.” (Sahieh Muslim)

 


Beide sind ebenfalls Göttliche Eigenschaften, die Gottes Beziehung zur Schöpfung zum Ausdruck bringen.

“(Alles) Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten, dem Barmherzigen, dem Erbarmer,” (Quran 1:2-3)

Jeden Gebetsabschnitt, den die Muslime mindestens 17 mal am Tag wiederholen, beginnen sie mit der Aussage:

“Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Erbarmers.  (Alles) Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten, dem Barmherzigen, dem Erbarmer,”  (Quran 1:1-3)

 


Diese kraftvollen Worte beschwören eine Göttliche Antwort:

“Wenn der Diener sagt: ‘(Alles) Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten,’ sage Ich (Gott): ‘Mein Diener hat Mich gelobt.’  Wenn er sagt:‘dem Barmherzigen, dem Erbarmer’, sage Ich (Gott): ‘Mein Diener hat Mich gepriesen.’” (Sahieh Muslim)

 


Diese Namen erinnern einen Muslim immer wieder an die Göttliche Gnade, die ihn umgibt.  Alle außer einem Kapitel der muslimischen Schrift beginnen mit den Worten: “Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Erbarmers.”   Die Muslime beginnen in Gottes Namen, um ihre ultimative Abhängigkeit von Ihm auszudrücken und um sich selbst jedes Mal wenn sie essen, trinken, einen Brief schreiben oder irgendetwas Wichtiges tun, an die Göttliche Gnade zu erinnern.  Geistigkeit erblüht im Weltlichen.  Die Anrufung am Beginn jeder weltlichen Tat verleiht ihr Wichtigkeit, ruft Göttlichen Segen auf diese Tat herab und weiht sie.  Diese Formulierung ist ein beliebtes Motiv für die Verschönerung von Manuskripten und architektonischen Ornamenten.

 


 

“Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Erbarmers.”  Kalligraphie von Yousef, einem holländischen Künstler.

Gnade erweisen bedeutet, daß jemandem diese Gnade zugute kommt.  Derjenige, der diese Gnade zu spüren bekommt, muß ihrer bedürftig sein.  Vollkommene Gnade versorgt Bedürftige, wohingegen uneingeschränkte Gnade sich auf Bedüftige und Unbedürftige ausdehnt, sie reicht von dieser Welt bis zu dem wundervollen Leben nach dem Tod.

 


In der Islamischen Lehre genießen die Menschen eine persönliche Beziehung zu dem Liebenden, Barmherzigen Gott, Der immer bereit ist, zu vergeben und Gebete zu beantworten, aber Er ist nicht barmherzig im menschlichen Sinn, Kummer oder Mitleid für jemanden im Elend zu empfinden.  Gott wird nicht menschlich, um das Leid zu verstehen.  Gottes Gnade ist eher eine Eigenschaft, die zu Seiner Heiligkeit paßt, Göttliche Hilfe und Gaben bringt.

 


Die Gnade Gottes ist weitreichend:

“Sag: Euer Herr ist voll umfassender Barmherzigkeit ….’” (Quran 6:147)

Sie erstreckt sich auf alle Existenz:

 


“…aber Meine Barmherzigkeit umfaßt alles….” (Quran 7:156)

Die Schöpfung selbst ist ein Ausdruck der Göttlichen Gunst, Barmherzigkeit und Liebe.  Gott lädt uns ein, die Auswirkungen Seiner Gnade um uns herum zu betrachten:

“Schau doch auf die Spuren von Gottes Barmherzigkeit, wie Er die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht... .” (Quran 30:50)

Gott liebt den Barmherzigen

Gott liebt Barmherzigkeit.  Die Muslime betrachten den Islam als eine Religion der Gnade.  Für sie ist ihr Prophet ein Geschenk der Gnade Gottes für die gesamte Menschheit:

“Und Wir haben dich (O Muhammad) nur als Barmherzigkeit für die Weltenbewohner gesandt. ” (Quran 21:107)

Genau wie sie glauben, daß Jesus die Gnade Gottes für die Menschheit war:

“...und damit Wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu einer Barmherzigkeit von Uns machen...” (Quran 19:21)

Eine der Töchter des Propheten Muhammad -möge Gott ihn loben- schickte ihm die Nachricht von ihrem leidenden Sohn.  Er erinnerte sie daran, daß Gott der Eine ist, der gibt und Er ist der Eine, der nimmt, und jeder besitzt einen festge-setzten Termin.  Er erinnerte sie daran, geduldig zu sein.  Als ihn die Nachricht vom Tod ihres Sohnes erreichte, füllten Tränen des Mitgefühls seine Augen.  Seine Gefährten waren überrascht.  Der Prophet der Gnade sagte:

“Dies ist das Mitgefühl, das Gott in die Herzen Seiner Diener eingepflanzt hat.  Von allen Seinen Dienern hat Gott nur Erbarmen für die Gnädigen.” (Sahieh Al-Bukhari)

Gesegnet sind die Gnädigen, denn ihnen wird Gnade erwiesen, wie der Prophet Muhammad sagte:

“Gott wird kein Erbarmen mit demjenigen haben, der nicht barmherzig zu den Menschen ist. ” (Sahieh Al-Bukhari)

Er sagte auch:

“Der Allerbarmer erweist denen Gnade, die gnädig sind.  Seid gnädig zu denen auf der Erde und der Eine über den Himmeln wird gnädig zu euch sein.” (At-Tirmidhi)



Footnotes:

[1] Im Gegensatz dazu erscheint der “Barmherzige” als göttlicher Name kein einziges Mal in der Bibel. (Jewish Encyclopedia, ‘Names of God,’ S. 163)

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