Iman Yusuf, Ex-Katholikin, USA (teil 3 von 4)


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Meine Mutter war mit Reisevorbereitungen beschäftigt und irgendwie verliefen die Tage nach außen hin friedlich.  Aber in meinem Inneren vergaß ich nicht einmal eine Minute lang mein Anliegen, meine Religion zu finden. 

Nach Thanksgiving begann die übliche Vorweihnachtszeit, und ich wurde von einer Freundin eingeladen, an einer Versammlung von Kollegestudenten in einem Restaurant teilzunehmen.  Wir waren eine große Gruppe und beim Dinner saß ich neben einem Mann aus Nigeria, der an der Universität Pittsburgh an seinem Doktorgrad arbeitete. 

Ich war von seiner Kleidung fasziniert – einem nigerianischen nativen Gewand - sein Kopf war von etwas bedeckt, das aussah wie eine größere Version von einer jüdischen Yarmulke.  Er besaß ein freundliches Gesicht und ein strahlendes Lächeln und wir begannen, über Schule zu reden. 

Als es darum ging, das Dinner zu bestellen, fragte er, ob ich ihm mit dem Menu helfen könne.  "Ich kann kein Schweinefleisch und keinen Alkohol nehmen", erklärte er mir, und ich stimmte froh zu.  Nachdem wir unsere Essen bestellt hatten, fragte ich ihn, warum er kein Schweinefleisch und keinen Alkohol konsumieren würde.  "Wegen meiner Religion", antwortete er lächelnd.   

“Und welche Religion ist das?” fragte ich weiter.  “Ich bin Muslim”, antwortete er.

Lichter, Glocken und Pfeifen klangen in meinem Kopf.  Das eine, von der ich noch nicht gehört hatte, wurde mir klar.  Ich war sehr gespannt darauf, mehr zu hören.  Nachdem ich bereits jede Religion unter der Sonne untersucht und erforscht hatte, wußte ich ganz genau, was ich fragen wollte.    

“Sage mir bitte, wenn es dir nichts ausmacht, welches die die wesentlichen Glaubensgrundsätze deiner Religion sind.  Was würdest du sagen, beschreibt deine Religion am besten?”  Ohne zu zögern lächelte er wieder und sagte: "Wir glauben, es gibt nur einen Gott.  Gott ist weder Teil einer Trinität, noch besitzt Er einen Sohn.  Er hat keinen Teilhaber.  Gott ist Einer.”

Es klang so einfach.  Ich hatte kein Problem damit.  Ich sagte ihm, das verstehe ich.  Wieder lächelte er.  Dann fragte ich ihn, wie seine Religion zu Frauen steht.  Wie war ihre Stellung seiner Ansicht nach?

Da ich als Frau in einer Gesellschaft gelitten hatte, im der mir meine Religion nur wenig Rechtleitung – oder Respekt – für Frauen geliefert hatte, hielt ich den Atem an, als ich auf seine Antwort wartete.  Ich wollte so sehr etwas hören, das mich zufrieden stellte! 

Wieder antwortete er schnell.  "Frauen sind im Islam den Männern gleichgestellt.  Sie haben im Grunde denselben Status und dieselben Verpflichtungen wie die Männer.  Und sie erhalten dieselbe Belohnung und dieselbe Strafe.  Gleichberechtigt zu sein, bedeutet aber gleich zu sein."  Männer und Frauen wurden unterschiedlich geschaffen.  Sie sind gleich, aber verschieden.”

Ich wollte wissen, wie sich die Unterschiede bemerkbar machen.  Er antwortete: "Bei der Ehe zum Beispiel... während eine muslimische Frau zahlreiche Rechte besitzt – vielleicht noch mehr, als der Ehemann – das völlig für sie gesorgt wird, ist sie auch verpflichtet, ihrem Ehemann zu gehorchen.”

“Ihrem Ehemann gehorchen?  Hmmmm.  Was bedeutet das?"  Er fing an zu lachen.  "Es war klar, das er dies schon erwartet hatte.  "Es bedeutet", erklärte er geduldig, "dass wenn eine Entscheidung zum Wohl der Ehe oder der Familie getroffen warden muss, bei der der Mann seine Frau nicht um Rat oder um ihre Meinung fragen kann, dann liegt die letzte Entscheidung bei ihm. 

Sieh es mal so – als wäre die Ehe ein Schiff, das auf dem Meer segelt.  Ein Schiff kann nur einen Kapitän haben, der letztendlich für sein Wohlergehen verantwortlich ist.  Ein Schiff mit zwei Kapitänen würde sinken.”

Er lehnte sich an und wartete auf meine Antwort.  Mir fiel kein Argument auf seine Aussage ein.  Es war alles so sinnvoll.  Ich hatte immertief in mir gefühlt, dass der Ehemann die letzte Verantwortung für die Familie übernehmen müsste.  Ich war zufrieden – mehr als das – Freude verwandelte sich langsam in Aufregung , als ich immer weiter über den Islam fragte.    

Alles, was er mir erzählte, machte vollkommen Sinn.  Und mitten in dieser au-erordentlichen Freude und dem Frieden, den ich versp[rte, wunderte ich mich, warum ich noch nie zuvor etwas vom Islam gehört hatte.  Subhan Allah, alles geschieht zu Allahs Zeit.    

Ich fragte ihn, wie ich mehr über diese Religion lernen könnte, und er bot mir freundlich an, mich mit anderen Musliman von seiner Moschee bekannt zu machen, die mir einen Quran geben und alle meine Fragen beantworten würden, die ich habe.  Er nahm meine Telefonnummer und versprach mir, mich anzurufen.  Ich war aufgeregt.  Ich konnte nicht warten!  Das war am Freitag, den 3.Dezember 1982. 

Am nächsten Montagmorgen befand ich mich auf den Stufen der örtlichen Bücherei und wartete darauf, dass sie öffneten.  Ich nahm jedes Buch über den Islam, wovon es leider nur wenige gab, zu jener Zeit und sie waren leider auch nicht besonders akkurat, aber damals war mir das noch nicht bewusst. 

Als ich das erste Buch aufschlug, began die Einleitung: "Islam bedeutet die Ergebung unter den Willen Gottes…"  Erstaunlich!  Da war das Wort "Ergebung"!  Genau das Wort, das ich selbst benutzt hatte, bevor ich irgendetwas darüber wusste.  

Ich wusste nur, dass vollständige und gänzliche Ergebung in Gottes Weg nötig war, um Frieden zu finden.  Genau in diesem Augenblick wusste ich, dass ich die Wahrheit gefunden hatte.  Ich entlieh die Bücher und wartete wie auf glühenden Kohlen darauf, dass Ahmed – der nigerianische Mann – wieder Kontakt zu mir aufnehmen würde.  Und wie versprochen, tat er das auch.    

Mir wurde die Nummer einer Moschee und ein Kontaktname gegeben.  Vor Aufregung bebend, wählte ich und betete, dass jemand antworten würde.  Und jemand meldete sich.  Der Mann, der am Telefon war, sagte mir in einem ziemlich ausländischen Akzent, dass der Mann, nach dem ich fragte, gerade nicht da war. 

Unerschütterlich erklärte ich ihm, dass ich sehr gerne mehr über den Islam lernen wollte.  Sofort hieß er mich willkommen, gab mir die Adresse und lud mich ein, einfach vorbeizukommen, mit ihm zu sprechen und ein Quranexemplar zu erhalten.  

Ich war unsagbar aufgeregt.  Ich machte einen Termin aus für später am Tag und bereitete mich und meine Tochter sorgfältig auf das Treffen vor.

Ich muss jetzt lichen, wenn ich an diesen Tag denke.  Ich wollte eine gute Erscheinung abgeben.  Daher zog ich einen Hosenanzug an, lockte meine Haare, trug Make-up und Parfum auf und zog meiner einjährigen Tochter ihr süßestes Kleid an!

Ich wu-te, dass wir ein neues Leben anfingen.  Meine Tochter und ich – zusammen – waren wir ein Team!  Als ich ankam und das Gebäude betrat, war die erste Person, die ich traf, eine muslimische Frau, die Niqab trug.  Ich fand sie exotisch fremd aussehend und wunderschön!  Ich sagte ihr, dass ich dort war, um einen Mann mit dem Namen Abdul Hamid zu treffen.  

Sie wies mir freundlicherweise den Weg zu einem Treppenaufgang.  "Sie werden ihn oben antreffen" sagte sie in perfektem Englisch, was mich erstaunte.  Ich lernte also, dass der Islam keine "fremde" Religion war, sondern er ist die am schnellsten anwachsende Religion auf der Welt.  Es gab so vieles, das ich noch nicht wusste.  Aber eines war ich mir sicher: ich befand mich auf dem Richtigen Weg. 

Als ich das Büro betrat, wandten sich alle Köpfe in meine Richtung, dann senkten sich die Blicke.  Keiner sah mir in die Augen.  Aber jeder fing an zu lächeln!  Warmes, glückliches und aufrichtiges Lächeln.

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