Agnostizismus : Mit weniger zufrieden sein


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Francis Bacon äußerte einmal seine Meinung: “Es sind kranke Entdecker, die behaupten, es gäbe kein Land, wenn sie nichts als das Meer sehen.“[1]  Gläubige würden Atheisten und Agnostikern gleichermaßen bestätigen, dass Gott existiert, ganz gleich, ob wir Ihn sehen können oder nicht, ob wir es wollen oder nicht, ob wir es als bewiesen erachten oder nicht.  Wer das Gegenteil behauptet, lenkt nur von einer Realität ab, die sich an einem Tag in der Zukunft als nicht zu leugnende Wahrheit enthüllen wird; für einige wird dies ein Tag der Freude sein, für andere ein Tag der Reue und des Schreckens. 

Sehr viele Menschen brauchen nicht den Tag des Gerichts abzuwarten, um zu einer solchen Schlußfolgerung zu gelangen, denn alle Menschen, die  von unüberwindbaren Prüfungen heimgesucht werden, werden dem Glauben näher getrieben, denn wenn sie sich in einer hoffnungslosen Situation befinden, Wen sonst rufen die Menschen instinktiv an, wenn nicht Gott?  Obwohl nur wenige das Gute auch tun, das sie in diesen Momenten der Hoffnungslosigkeit versprochen haben, liegt der Beweis des Schwurs noch lange nachdem das Versprechen an Gott über Bord geworfen worden ist, unbeachtet in der Gosse der Erinnerungen.

Kann dem Unaufrichtigen irgendjemand helfen?  Sehr wahrscheinlich nicht.  Das Konzept, Gott zu erkennen und im Einklang mit Seinen Befehlen zu leben, nur wenn und solange es uns in den Kram passt, zeigt einen Unwillen, sich Gottes Bedingungen zu unterwerfen.  Nimm zum Beispiel St. Augustins ergreifendes Gebet: “Da mihi castitatem et continentiam, sed noli modo.  (Gib mir Keuschheit und Enthaltsamkeit – aber jetzt noch nicht!)”[2]  Ist dies das Gebet eines Heiligen,  der einerseits zu Gott betete und andererseits wegen seiner sexuellen Unkeuschheit nicht bereit war, die Freudenhäuser zu meiden?  Vergleiche dies mit dem beispielhaften Leben der Jünger Jesu´, von denen berichtet wird, dass sie weit ehrbarere Beschäftigungen aufgegeben haben, um Jesus Christus zu folgen.  Diese Männer haben ihre dringenden weltlichen Tätigkeiten verlassen, wie das Fischen für ihren Lebensunterhalt und die Pflicht, einen Toten zu beerdigen, als die Wahrheit zu ihnen kam, ohne Zeitverzögerung.  Die Religiösen mögen jetzt dazu neigen, zu sagen: „Wow!  Das ist der Typ Mensch, der mir gefällt!“  Das wichtigere Verständnis allerdings ist, dass dieser ´Typ Mensch´ es ist, der Gott zu gefallen scheint. 

Natürlich, das war damals, und wir leben jetzt in einer anderen Zeit.  In unserer Zeit gehen Propheten auf dem Wasser, heilen Lepra und bitten die Menschen, welche die Absicht haben, an der Geschichte teilnehmen wollten, ihnen nur in ihrer Vorstellung zu folgen.  Das bleibt sich gleich, viele Menschen sind immer noch auf der Suche nach der Wahrheit Gottes und wenn sie diese erst einmal gefunden haben, werden sie ihr sogleich folgen, egal welches Opfer das von ihnen erfordert.  Aber zuerst müssen sie die Wahrheit mit Sicherheit kennen. 

Wo liegt also das Problem?  Es ist einfach so: Informationen waren noch nie so ohne weiteres verfügbar, und (oberflächlich zumindest) nie so verwirrend und religiös hemmend.  Die meisten Menschen sind mit den intellektuellen Fähigkeiten aufgewachsen, die Widersprüche und Irrtümer der vorherrschenden Religionen herauszufinden und zu identifizieren, denen sie ausgesetzt sind.  Aufrichtig Suchende legen eine bestimmte Tiefe an Erfahrungen zurück, anhand derer sie verschiedene Glaubensrichtungen anzweifeln, von denen manche wirklich lächerliche Kulte darstellen, die Mehrzahl von ihnen sind jedoch Sekten, die behaupten, sich auf irgendeine Version des Alten oder Neuen Testaments zu stützen; Fakt ist aber, dass sie von den harmonischen und grundlegenden Lehren, die man darin findet, abweichen.  Nach einer Zeit beginnt die eine Sekte, der anderen ziemlich ähnlich zu sein, häufig haben sie nur geringe Unterschiede in der Doktrin, und fast immer mit derselben fragwürdigen Grundlage.  Die meisten dieser Sekten haben sich eine moderne Ansammlung von Wahrheiten, Halb-Wahrheiten (oder mit anderen Worten: Halb-Lügen) und Täuschungen zugelegt.  Das Problem besteht darin, Wahrheit mit Falschem zu vermischen; es ist so, als wenn man Schönheit und Häßlichkeit mischen wollte – es geht einfach nicht.  Jede einzelne Religion ist entweder gänzlich wahrhaftig oder bis zu einem gewissen Grad unrein.  Aber Gott irrt Sich nicht – kein einziges Mal – wenn die Menschen einem Element, das ihnen als göttliche Offenbarung angeboten wird, nicht trauen können, woher können sie dann wissen, welchen Lehren man trauen kann?  Außerdem haben zahlreiche Gläubige Schwierigkeiten damit, sich vorzustellen, dass Gott die Menschen auf der Grundlage falscher Vorstellungen von Ihm auf ein Jenseits hoffen lässt. 

Das Problem schreit in den von Doktrinen angefüllten Ohren des Menschen.  Man kann Wahrheit nicht einfach mit Falschem vermischen und dann weiter behaupten, dieser Verschnitt sei göttlichen Ursprungs.  Genau wie man nicht Liebreiz mit Häßlichkeit mischen und dann eine Schöheitsschau gewinnen kann.  Versehe irgendein Bild von einem wunderschönen Gesicht genau in der Mitte mit einem haarigen, erhabenen Muttermal (kein Schönheitsmal, sondern einem wirklich häßlichen Mal) und was wird die Person dann?  Eine reine, unverfälschte, ´engelsgleiche Schönheit´?  Im Gegenteil, das Endergebnis ist jeglicher Schönheit beraubt.  

Jetzt denk dir einen klitzekleinen Fehler in eine Religion, von der behauptet wird, sie sei von einem vollkommenen und fehlerlosen Gott, was ist das Ergebnis?  Genau: viele aufrichtige, betrogene Menschen.  Aber für jene, die an dem Kanon eines fehlerhaften Glaubenssystems hängen, übernehmen Entschuldigungen die Rolle des religiösen Kosmetikchirurgen.  Diese Entschuldigungen mögen die unebene Oberfläche der Schrift durch die doktrinale Hautabschürfung erfolgreich glätten können, aber jeder mit ein wenig tiefer reichendem Einblick wird erkennen, dass die Genetik fehlerhaft geblieben ist.  Folglich sehen einige die lahmen Versuche, das Absurde zu rechtfertigen, viele folgen dennoch. 

Von denen, die sich entscheiden, einen Glauben anzunehmen, treffen viele ihre Wahl, indem sie ihre Hände frustriert hoch strecken und die Religion auswählen, die ihnen am besten passt oder, und das sind die wenigsten, die ihnen am wenigsten missfällt.  Manche bilden eine telepatische Verbindung mit Gott, so dass sie das beste tun, das sie können, andere ruhen bequem auf unsicheren Feststellungen.  Einige werden agnostisch in bezug auf alle Glaubenslehren, verfolgen einen inneren, persönlichen Glauben aus Mangel an einer Glaubenslehre, die rein und beständig göttlich ist. 

Die Weigerung, einen Kompromiß im Glauben an einen vollkommenen und unfehlbaren Gott für ein ´sich zufrieden geben´ mit einer wankenden Grundlage und nachweisbarer Schwäche in der Doktrin einzugehen, ist verständlich – sogar annehmbar.  Nach Generationen zerstreuter Familientraditionen, Jahrhunderten verwirrter kultureller Irreführung und einem Leben mit vorurteilbehafteter Propaganda sind viele Westler spirituell unbeweglich geworden.  Einerseits wird die Vorstellung von einer ursprünglichen, reinen Religion, frei von jeglicher Veränderung, Verdrehung und kurz gesagt, ohne die schmutzige und fehlbare Hand des die Religion verändernden Menschen gesucht, ist aber für das westliche Bewusstsein schwer zu begreifen.  Andererseits sehen viele die Ungereimtheiten der heutigen Religionen zu deutlich, die auf dem basieren, was im Westen am bekanntesten ist – den jüdischen und christlichen Bibeln.  Manche bleiben in den engen Grenzen der Zwickmühle dieses Dilemmas gefangen.  Andere blicken tiefer in die Bibelschriften und erkennen, dass als das Alte Testament das Erscheinen von Johannes dem Täufer, Jesus Christus und einem weiteren Propheten voraussagte; Jesus Christus sagte ebenfalls einen Propheten voraus, der ihm folgen sollte – einen, der eine Botschaft der Wahrheit bringen sollte, die alle Dinge erklärte.

Seventh Day Adventisten, Mormonen und zahlreiche andere christlichen Sekten behaupten, diese Prophezeiung habe sich mit dem Gründer ihrer Richtung oder ihres Glaubens erfüllt.  Viele andere sind skeptisch und noch immer auf der Suche.  Und genau für diese habe ich dieses Buch geschrieben.  

 

Copyright © 2007 Laurence B. Brown; mit seiner Erlaubnis.

Dieser Auszug stammt aus Dr. Browns Buch: MisGod´ed, das bald verlegt und zusammen mit dem zweiten Teil God´ed  veröffentlicht wird.  Beide Bücher können auf Mr. Browns Website: www.Leveltruth.com. gesehen werden.   Laurence B. Brown, MD, kann kontaktiert werden über: BrownL38@yahoo.com.

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Footnotes:
[1] Bacon, Francis.  Advancement of Learning.  I.vii.5.

[2] St. Augustine, Confessions, bk. viii, ch. 7

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