Die fünfte Säule des Islam: Die Pilgerfahrt _ Hajj


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Der Hajj (große Pilgerreise nach Mekka) ist die fünfte der grundlegenden muslimischen gottesdienstlichen Handlungen und Einrichtungen, die als die fünf Säulen des Islam bekannt sind.  Die Pilgerreise im Islam wird nicht zu irgendwelchen Schreinen von Heiligen unternommen, zu Klöstern um die Hilfe heiliger Männer zu erbitten oder zu Orten, von denen gesagt wird, dort seien Wunder geschehen, auch wenn wir viele Muslime sehen, die dies tun.  Die Pilger-reise wird zur Kaaba unternommen, die sich in der Heiligen Stadt Mekka in Saudi Arabien befindet; sie ist das ´Haus Gottes´, das heilig ist, seit der Prophet Abraham es zur Anbetung Gottes erbaut hat.  Gott belohnte ihn dafür, als Er das Haus annahm und es ehrte, indem Er es zum Zentrum der Andacht machte, dem alle Muslime ihre Gesichter beim Gebet (Salah) zuwenden.  Die Riten der Pilgerreise werden heute genauso durchgeführt, wie es Abraham und nach ihm der Prophet Muhammad tat -möge Gott sie preisen-.    

Das Pilgern wird als gottesdienstliche Tätigkeit betrachtet, die besondere Anerkennung verdient.  Das Pilgern dient als Buße – die ultimative Vergebung für Sünden, Hingabe und hochgradige Spiritualität.  Einmal im Leben die Pilgerreise nach Mekka, die heiligste Stadt im Islam, anzutreten, ist die Pflicht aller Muslime, die körperlich und finanziell dazu in der Lage sind.  Der Pilgerritus beginnt ein paar Monate nach Ramadhan, am 8.Tag des letzten Monats im Islamischen Jahr, dem Dhul-Hijjah, und endet am 13.Tag.  Mekka ist das Zentrum, dem die Muslime einmal im Jahr zustreben, sich treffen und in sich den Glauben auf-frischen, daß alle Muslime gleich sind und einen Anspruch auf die Liebe und Zuneigung anderer haben, ungeachtet ihrer Rasse oder ihrer ethnischen Zugehörigkeit.  Wie die Harmonie der Rassen durch den Hajj gefördert wird, wurde vielleicht am besten von Malcolm X über seine historische Pilgerreise eingefangen:

‘Jeder einzelne von den tausenden am Flughafen, bereit nach Jeddah aufzubre-chen, war auf diese Art bekleidet.  Du könntest ein König oder ein Bauer sein und niemand würde es wissen.  Einige mächtige Persönlichkeiten, die mir diskret gezeigt wurden, hatten das gleiche wie ich an.  Einmal angezogen, hatten wir alle begonnen, mit wenigen Unterbrechungen auszurufen: “Labbayka!  (Allahumma) Labbayka!”  (Dir zu Diensten bin ich hierher geeilt, unser Herr!)  In einem Flugzeug mit weißen, schwarzen, braunen, roten und gelben Menschen, blaue Augen und blonde Haare, und mein filziges rotes Haar – alle zusammen, Brüder!  Alle verehren denselben Gott, alle nacheinander, geben sich gegenseitig die gleiche Ehre…

Erst zu dieser Zeit begann ich wieder, den “Weißen Mann” neu einzuschätzen.  Es war, als ich zu spüren begann, daß “Weißer Mann”, wie es gwöhnlich verwendet wird, nur zweitrangig “Hautfarbe” bedeutet; in erster Linie beschreibt es Verhaltensweisen und Taten.  In Amerika bedeutete “Weißer Mann” bestimmte Verhaltensweisen und Handlungen -Schwarzen und allen anderen nicht-weißen Menschen gegenüber-.  In der muslimischen Welt aber hatte ich gesehen, daß Männer mit weißer Hautfarbe wirklich brüderlicher waren, als alle anderen sonst jemals waren.  Dieser Morgen war der Anfang einer radikalen Änderung meiner gesamten Ansichten über “weiße” Männer.

Da waren Zehntausende von Pilgern aus aller Herren Länder.  Sie hatten alle Farben, von blauäugigen  Blonden bis zu tiefschwarzen Afrikanern.  Aber wir alle nahmen an demselben Ritual teil, entfalteten einen einheitlichen Geist und eine Brüderlichkeit, von der ich nach meinen Erfahrungen in Amerika nie geglaubt hätte, daß sie unter Weißen und Nicht-Weißen existieren könnte...  Amerika muß unbedingt den Islam verstehen lernen, denn dies ist die Religion, die das Rassenproblem ihrer Gesellschaft ausgerottet hat.  Während meiner ganzen Reisen durch die muslimische Welt habe ich viele Leute getroffen, mit ihnen gesprochen und sogar gegessen, die in Amerika als weiß angesehen würden – aber die Eigenschaften der “Weißen” waren aus ihren Köpfen durch die Religion des Islam beseitigt.  Ich habe nie zuvor so eine ernsthafte und ehrliche Brüderlichkeit von Menschen aller Farben zusammen gesehen, ungeachtet ihrer Farbe.”

So vereinigt die Pilgerreise die Muslime der Welt zu einer internationalen Bruderschaft.  Mehr als zwei Millionen Menschen vollziehen jedes Jahr den Hajj, und die Riten dienen als vereinigende Kraft im Islam, indem sie Anhänger aus unterschiedlichen Hintergründen im Gottesdienst zusammen bringt.  In manchen muslimischen Gesellschaften wird ein Gläubiger, sobald er einmal die Pilgerreise unternommen hat, als “Hajji” betitelt; dies ist eher ein traditioneller als ein religiöser Brauch.  Schließlich ist der Hajj die Kundgebung vom Glauben an die Einzigkeit Gottes – all die Pilger beten den Einen Gott an und gehorchen Seinen Befehlen.  

An bestimmten Stationen an den Karawanenrouten nach Mekka oder wenn der Pilger an dem Punkt vorbeikommt, der diesen Stationen am nächsten ist, tritt der Pilger in den Zustand der Reinheit ein, der als Ihram bekannt ist.  In diesem Zustand sind bestimmte “normale” Taten des Tages und der Nacht dem Pilger untersagt, wie das Bedecken des Kopfes, Schneiden der Fingernägel und das Tragen normaler Kleidung was Männer betrifft.  Männer legen ihre Kleidung ab und bekleiden sich mit den Tüchern, die für den Zustand des Ihram vorgeschrie-ben sind : zwei ungenähte Stoffbahnen, die um den Körper gewickelt werden.  All dies steigert die Ehrfurcht und Heiligkeit der Pilgerschaft, der Stadt Mekka und des Monats Dhul-Hijjah.  Es gibt 5 Stationen, eine auf den Küstenebenen nord-westlich von Mekka Richtung Ägypten und eine südlich Richtung Jemen, während sich drei nördlich oder östlich Richtung Medina, Irak und an-Najd befinden.  Die einfache Bekleidung signalisiert die Gleichheit der gesamten Menschheit im Angesicht Gottes, und die Abkehr von allen weltlichen Neigungen.  Nachdem er in den Zustand des Ihram eingetreten ist, reist der Pilger nach Mekka und erwartet den Beginn des Hajj.  Am 7.Dhul-Hijjah wird der Pilger an seine Pflichten erinnert und beim Beginn des Rituals, das zwischen dem 8.und12. Tag des Monats stattfindet, besucht der Pilger die heiligen Stätten außerhalb von Mekka – Arafah, Muzdalifah und Minaa – und opfert ein Tier im Gedenken an Abrahams Opfer.  Dann kürzt oder schert der Pilger seine Haare, und danach, nachdem er an drei oder vier aufeinander folgenden Tagen sieben Steine an bestimmte Säulen in Minaa geworfen hat, bewegt er sich zur zentralen Moschee, wo er siebenmal den heiligen Bezirk oder die Kaaba umrundet und ebenfalls siebenmal zwischen den kleinen Hügeln Safa und Marwa hin und her eilt.  Der historische Hintergrund oder die spirituelle Bedeutsamkeit eines jeden Ritus übersteigt den Rahmen dieses einleitenden Artikels.

Abgesehen vom Hajj unternehmen die Muslime während des übrigen Jahres die “kleine Pilgerreise” oder Umrah.  Die Umrah zu verrichten, hebt aber nicht die Verpflichtung, den Hajj zu vollziehen, auf.  Sie ist der großen und verplichtenden Pilgerreise (Hajj) ähnlich, und die Pilger haben die Wahl, Umrah getrennt oder in Verbindung mit dem Hajj zu verrichten.  Wie beim Hajj beginnen die Pilger die Umrah, indem sie in den Zustand des Ihram annehmen.  Sie betreten Mekka und umkreisen siebenmal die Kaaba.  Sie können den Schwarzen Stein berühren, wenn sie Gelegenheit dazu haben, hinter dem Maqam Ibrahim beten, das Heilige Wasser aus der Zamzam-Quelle trinken.  Das siebenmalige Hin-und Hereilen zwischen den Hügeln Safa und Marwa und das Kürzen oder Scheren der Haare vervollstän-digen die Umrah.

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