Agnostizismus (teil 2 von 4): Erläuterung von Huxleys Stellungnahme


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Dieser Artikel erläutert die Stellungnahme Huxleys über den Agnostizismus.

“Gemäß Huxley ist das Wort als Antithese zu ´Gnostiker´ der frühen Kirchengeschichte zu verstehen, und es war beabsichtigt, dass es nicht nur einen Gegensatz zu Theismus und Christentum darstellen sollte, sondern ebenfalls zu Atheismus und Pantheismus.  Er beabsichtigte, mit diesem Wort nicht so sehr die Unwissenheit über Gott mit einem Mantel zu bedecken, sondern die starke Überzeugung, dass das Problem Seiner Existenz unlösbar ist.”mehr Glauben haben.“  Mit anderen Worten muss die Person aufhören, Fragen zu stellen und mit der Linie der Partei zufrieden sein.  Selbst wenn es keinen Sinn ergibt und selbst wenn die Urschriften etwas anderes lehren. 

Daher hat die Hierarchie der zahlreichen jüdisch-christlichen Sekten in den vergangenen paar Jahrhunderten auf ihren Hacken kehrt gemacht, von der Gott-gegebenen Logik zu einer wankenden, zurückgekrümmten, die Waffen streckende Haltung gnostischer Ideologie, die in der frühen Geschichte des Christentums (d.h. in der Zeit derjenigen, die es am besten wussten) keine Meinung äußern, nicht zweifeln und ´sammelt-das-Feuerholz-und-errichtet-den-Scheiterhaufen´ gotteslästernde Sekte angesehen wurde.   Das Szenario ist bizarr; es ist, als würde man sagen: „sicher, dieser Ofen ist das Modell vom letzten Jahr.  Die Prototypen funktionierten nicht.  Tatsächlich explodierten sie und jeder, der sie benutzte, verbrannte zu Tode, aber wir bringen ihn trotzdem wieder, weil wir Geld brauchen.  Aber wir versprechen dir, wenn du glaubst – ich meine, wirklich glaubst – dann versprechen wir dir, wird alles in Ordnung gehen.  Und wenn er in dein Gesicht explodiert, dann mach´ uns keine Vorwürfe.  Du hast einfach nicht genug geglaubt.”  Das Traurige ist, viele Leute kaufen ihn nicht nur, sie stellen sogar noch einen zur Seite für jedes ihrer Kinder. 

Das unfassende Schema der Dinge war, dass die Kleriker den christlichen Glauben als auf Wissen gegründet betrachteten, bis die gebildeten Laien sie eines besseren belehrten.  Viele Jahrhunderte lang war es den Laien nicht erlaubt, Bibeln zu besitzen, und die Strafe für das Besitzen war in nicht wenigen Fällen der Tod gewesen.  Nur durch die Unterdrückung dieses Gesetzes waren die Papiermanufakturen in Europa (im 14. Jahrhundert) in der Lage gewesen, mit der Erfindung der Druckerpresse (Mitte des 15. Jahrhunderts) und der Übersetzung des Neuen Testaments in die englische und deutsche Sprache (16. Jahrhundert), die Bibel für den einfachen Mann, der lesen konnte, tatsächlich verfügbar und lesbar zu machen.  Das war das erstemal, dass Laien die Bibel lesen konnten (wo sie verfügbar war – Veröffentlichung und Verteilung bleiben noch mehrere Jahrzehnte limitiert) und vernünftige Herausforderungen zu den aufgestellten Doktrinen auf der Basis persönlicher Analysen der Urschrift anstellen konnten.  Als derartige Herausforderungen die Argumente der Kirchenverteidiger  schlugen, machten die meisten christlichen Sekten etwas Erstaunliches – sie schworen dem beinahe 2 000 Jahre alten Anspruch ab, dass die Doktrin auf Wissen basieren soll, und richteten anstatt dessen das Konzept der Erlösung durch spirituelle Rechtleitung und Rechtfertigung durch den Glauben ein.  Besonderen Nachdruck legten sie auf den angeblichen Wert der blinden, nicht denkenden (und daher auch nicht fragenden) Verpflichtung. 

Die modernen ´spirituellen´ Verteidigungen, die der neuen Kirchen-Orientierung  entsprangen, ahmen die heretische ´mystische Exklusivität´ der alten Gnostiker nach, wiederholen bekannte Gefühle wie: „Du verstehst es nur nicht, du hast nicht den Heiligen Geist in dir, so wie ich“ oder „Du musst einfach nur deinem führenden Licht folgen – meins ist gleichmäßig, laser-gerade und Xenon-hell, aber deines flackert und ist gedämpft“ oder „Jesus lebt eben nicht in dir, so wie er es in mir tut“.  Zweifellos sagen solche Feststellungen dem ´bin ich nicht etwas besoneres´- persönlichem-Ego-Beweis eines jedem Sprechers zu, aber wenn jemand darauf besteht, an spirituelle exklusive Pfade zu glauben, dann werden zweifellos andere darauf bestehen, über den Unterschied zwischen Selbsttäuschung und Wirklichkeit zu diskutieren.  T.H. Huxley wäre zweifellos nicht glücklich darüber, an der Debatte teilzunehmen. 

Das Problem besteht darin, dass mystische Exklusivität als Schlüsssel zu Rechtleitung und / oder Erlösung zu behaupten bedeutet, dass Gott willkürlich die “Ungeretteten” der Gesellschaft aufgegeben hat – eine Vorstellung, die nicht zu Gott passt.  Macht es da nicht mehr Sinn für Gott, jedem einzelnen Menschen eine gleiche Chance zu geben, die Wahrheit Seiner Lehren anzuerkennen?  Dann verdienen diejenigen, die sich Seinen Beweisen ergeben, eine Belohnung, während diejenigen, die leugnen, dafür zu tadeln sind, dass sie Ihn nicht anerkannt, nicht an Ihn geglaubt und Ihn nicht angebetet haben. 

Aber unglücklicherweise ist die Natur der Selbsttäuschung, dass derjenige, der sich selbst täuscht, selten in der Lage ist, die Fehler seiner Missverständnisse zu erkennen; die Natur der Gnostiker ist ähnlich, weil sie typischerweise zu sehr in ihre selbst-befriedigende, sich selbst dienende Philosophie verliebt sind, um sich über die Falschheit ihrer Grundlagen klar zu werden.  Und tatsächlich ist es schwierig, zu glauben, dass der Kellner in die Suppe gespuckt hat, wenn es sich um ein fünf Sterne Restaurant handelt, der Service kultiviert und die Aufmachung untadelig ist.  Erscheinung und Geschmack können genauso gut sein, wie sie die Realität vergessen lassen.  Aber es ist der Kunde, der den Überbringer der Wahrheit eher als einen lästigen Spassverderber betrachtet, denn als einen ernsthaften Wohltäter. 

  1. Meagher, Paul Kevin et al. Vol. 1, p. 77.


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