3.4 DER GLAUBE AN AḶḶĀHS NAMEN UND EIGENSCHAFTEN(3/3.4)


Dr. Aḥmad ’Ibn ‘Abd-’r-Raḥmān al-Qāḍī

Hinsichtlich der Namen und Eigenschaften Aḷḷāhs sind viele muslimische Gruppierungen irregegangen, nämlich:

1. Die Anthropomorphisten (Mumaṯṯilah):

Das ist jene Gruppe, die es mit der Bestätigung der Eigenschaften übertrieb,indem sie zum Anthropomorphismus (Tamṯīl) neigten,
   denn sie ließen sich von der wörtlichen Bedeutung der Texte irreführen.
   Aber Aḷḷāh sprach zu den Menschen in Begriffen, die sie kannten! 

Zur Antwort auf diese Gruppe sind folgende Aspekte anzuführen:

a. Aḷḷāh verneint für Sich Selbst, dass jemand Ihm ebenbürtig ist oder auch nur ähnelt, und zwar in deutlichen                                           und direkten Versen. So sagt Aḷḷāh :

„Nichts ist Ihm gleich“

(42:11)

„So stellt Aḷḷāh nicht andere als Seinesgleichen zur Seite, wo ihr (es) doch (besser) wisst“

(2:22)

und

„und niemand ist Ihm jemals gleich“

(112:4)

In Aḷḷāhs Worten kann kein Widerspruch enthalten sein.

b. Der gesunde Verstand weigert sich, zu glauben, dass der schöpfende und vollkommene Gott dem erschaffenen und beschränkten           Geschöpf gleicht. Aḷḷāhs Wesen ist dem Wesen Seiner Geschöpfe nicht ähnlich; demzufolge
       ähneln auch Seine Eigenschaften nicht denen Seiner Geschöpfe.

c. Aḷḷāh spricht Seine Diener mit Begriffen an, die sie in ihrer ursprünglichen Bedeutung verstehen.                                                             Dennoch setzt die Übereinstimmung in der absoluten Gesamtbedeutung keine Äquivalenz hinsichtlich der Wahrheit
       und der Beschaffenheit voraus. Wenn gemeinsame Eigenschaften – wie Hören, Sehen, Macht, Besitzen einer Hand und eines                   Gesichts – schon unter den Geschöpfen nicht bedeuten, dass sich sie gleich sind, dann gilt dies zwischen dem Schöpfer                           und Seinen Geschöpfen umso mehr.

2. Die Leugner der Eigenschaften Aḷḷāhs (Muʽaṭṭilah):

Diese Gruppe übertrieb es bei der Verehrung von Aḷḷāh derart, dass sie den Fehler begingen, (bestätigte) Eigenschaften von Ihm             abzustreiten (Taʽṭīl) und auszuschließen. Dies begründen sie damit, dass die Bestätigung von Eigenschaften eine Verkörperlichung           (Anthropomorphisierung) bedeute, und da diese Eigenschaften für Geschöpfe gelten, müsse man sie für den Schöpfer abstreiten!           Somit gehen sie von einer absoluten Existenz Aḷḷāhs aus, die mit keiner Eigenschaft verbunden ist.                                                          Die radikalsten Leugner sind die Qarmaten,(1) die für Aḷḷāh antonyme (gegensätzliche)(2) Eigenschaften zurückwiesen.                                Auf sie folgen die Jahmiyyah,(3) die sowohl die Namen als auch die Eigenschaften Aḷḷāhs verleugneten.                                                      Und schließlich kamen die Muʽtazilīten,(4) die die Namen bestätigten, jedoch die darin enthaltenen Eigenschaften ablehnten.                                                                                                

Als Antwort auf diese Gruppen sind folgende Argumente aufzuzählen:

a. Aḷḷāh  hat für Sich Seine Eigenschaften in eindeutigen, direkten und ausführlichen Versen bestätigt.                                                      Er erwähnt sie zusammen mit der Verneinung der Verkörperlichung bzw. Anthropomorphisierung, wie in Seiner Aussage:

„Nichts ist Ihm gleich; und Er ist der Allhörende und Allsehende“

(42:11)

Und Aḷḷāhs Worte können niemals widersprüchlich sein.

b. Das Konzept einer absoluten Existenz, die durch keine Eigenschaften beschrieben werden kann, ist konkret gesehen unmöglich.             Sie ist nur eine Idee. Die Philosophie dieser Gruppen führt dazu, am Ende auch die Existenz des Schöpfers zu verleugnen.

c. Die Beschreibung einer bestimmten Sache/Person in universellen und allgemeinen Begriffen bedeutet nicht, dass diese                           Beschreibung für eine andere Sache/Person exakt gleich gilt. Vielmehr ist jede Sache/Person einzelner Träger dieser allgemeinen           Beschreibung und sobald eine Eigen schaft beschränkt oder jemandem/etwas Zusätzliches zugeschrieben wird, wird die äußere             Gemeinsamkeit aufgehoben.

المراجع

  1. Eine der schiitischen Gruppierungen, die im 9. Jahrhundert im Irak entstanden. (Anm. d. Ü.).
  2. Z. B. leugnen sie sowohl Seine Existenz als auch Seine Nichtexistenz
  3. Anhänger von Jahm Ibn Ṣafwān, die im zweiten Jahrhundert islamischer Zeitrechnung dessen
    deterministische Philosophie im Irak verbreiteten. (Anm. d. Ü.).
  4. Philosophisch-religiöse Tendenz, die im Irak unter Einfluss der griechischen Argumentationsrhetorik blühte.
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